Omoshirogara â Japans Weg in die Moderne widmet sich dem besonderen Charakter der japanischen Modernisierung. Dazu versenkt sich die Ausstellung in die Muster von Kimonos, die in der bewegten Epoche zwischen 1900 und 1940 entworfen und getragen wurden (omoshirogara bedeutet soviel wie âreizvolle, neuartige Musterâ). Diese Kimonos inszenieren die Durchdringung des japanischen Alltags mit westlicher Technologie (wie Flugzeugen, EisenbrĂŒcken, Wolkenkratzern und Telegrafen). Sie propagieren aber auch die imperialistischen Ambitionen des japanischen Kaiserreiches, das seit seinem Sieg im russisch-japanischen Krieg 1905 dem Westen als ebenbĂŒrtiger Partner entgegentrat und sich gegenĂŒber China und Korea sowie im weiteren pazifischen Raum als Zentralmacht zu etablieren suchte.
Bei sorgfĂ€ltiger LektĂŒre der spektakulĂ€ren, selten gezeigten Kimonos wird deutlich, wie sich etablierte japanische Wahrnehmungs- und Gestaltungsmuster mit Elementen des westlichen Lebens (Baseball, Mickey Mouse, dem Berliner Stadtschloss, der Krönung von George VI.) verflechten. Diese Verflechtung ist etwas wesentlich anderes, als was gemeinhin âVerwestlichungâ genannt wird. Das Schauspiel, das diese Kimonos bieten, ist das einer Ă€sthetischen Einarbeitung des Westens â zu japanischen Bedingungen.
Neben den Kimonos und japanischem Filmmaterial war das historische Modell der Yamashiru-maru (Bergfestung) zu sehen, ein 2500 Tonnen schweres Passagier- und Frachtschiff, das in japanischem Auftrag 1884 in England gebaut wurde und als emblematisch fĂŒr die Meiji-Restauration gelten kann. Die Yamashiru-maru transportierte in ihrer bewegten Geschichte Tausende von japanischen Arbeitsmigrantinnen und -migranten nach Hawaii, wurde im ersten chinesisch-japanischen Krieg (1894-95) zum Torpedo-Mutterschiff umgerĂŒstet, verknĂŒpfte auf ihren Reisen Korea, Taiwan und Wladiwostok, und diente schliesslich im russisch-japanischen Krieg (1904-05) als Lazarettschiff.
Der Yamashiru-maru ist ein Forschungsprojekt der UniversitĂ€t ZĂŒrich gewidmet, das Prof. Dr. Martin Dusinberre (Lehrstuhl fĂŒr Global History der UniversitĂ€t ZĂŒrich) leitet.
Die Ausstellung Omoshirogara â Japans Weg in die Moderne entstand auf Anregung und in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Hans B. Thomsen (Lehrstuhl fĂŒr Kunstgeschichte Ostasiens der UniversitĂ€t ZĂŒrich) sowie Sara Gianera, M.A., Leonie Thalmann, B.A., Fabienne Pfister, B.A., Anna-Barbara Neumann, B.A., Anjuli Ramdenee, B.A. und Alina Martimyanova, M.A..
Die Exponate wurden uns freundlicherweise von der Galerie Ruf Beckenried (Schweiz) zur VerfĂŒgung gestellt.
#1
Und wann setzt die japanische Moderne ein?
Vielleicht Mitte des 19. Jahrhunderts, als der US-amerikanische Commodore Perry mit einer Flotte bewaffneter Schiffe die Bucht von Edo (das heutige Tokyo) erreicht, um den Inselstaat, der sich ĂŒber Jahrhunderte vom Westen nahezu abgeriegelt hatte, zur Aufnahme von Handelsbeziehungen zu zwingen?
Die Japaner wussten genau, was ihnen bevorstand. Die westliche Kanonenbootpolitik samt der Opiumkriege in China folgten ein und demselben Muster: der Aufsprengung oder Zersetzung nationaler SouverĂ€nitĂ€t folgte im zweiten Schritt das Diktat der Bedingungen des Handels. Um diesem Schicksal zu entgehen, entschlossen sich die japanischen Eliten das Land binnen kĂŒrzester Zeit in einen wehrhaften Industriestaat zu verwandeln, der es mit dem Westen aufnehmen kann. Dieser Kraftakt wird zwar (nach dem Namen des damaligen Kaisers) als âMeiji-Restaurationâ bezeichnet, war aber eher eine Revolution, die ab 1868 sĂ€mtliche Bereiche des japanischen Lebens erfasste.
An die Stelle des Shogunats trat eine konstitutionelle Monarchie, wobei die neue Verfassung in wesentlichen Teilen der des Preussischen Reiches entsprach (samt jener fatalen Klausel, die das MilitĂ€rbudget der parlamentarischen Kontrolle entzog). Die neue Kleiderordnung richtete sich ebenfalls nach westlichen Modellen aus; Kaiser Meiji lehnte die traditionelle Tracht chinesischen Ursprungs als âverweichlichtâ ab. Dem Kimono, der von MĂ€nnern nunmehr vor allem im privaten Rahmen getragen oder vorgefĂŒhrt wurde, wuchs allmĂ€hlich eine neue Rolle zu: als reflexiver Garant japanischer Werte. Diese Werte konnten sich sowohl in der zeremoniellen Funktion des Kimonos (auch fĂŒr Kinder) als auch in seiner medialen Funktion als zivile Propaganda ausdrĂŒcken. Frauen, denen unter patriarchalen Bedingungen die Rolle der TraditionshĂŒterin zukommt, trugen den Kimono weiterhin auch in der Ăffentlichkeit, wobei Ausnahmen wie das mogÄ (abgeleitet von âmodern girlâ) die Regel bestĂ€tigen.
Zu den Grundpfeilern der Modernisierung des Inselstaates zĂ€hlte eine schlagkrĂ€ftige Marine- und Handelsflotte. Eines der ersten japanischen Dampfschiffe war die in Newcastle gebaute âYamashiro-maruâ (1884), die das Johann Jacobs Museum im Originalmodell zeigt. Am Beispiel dieses Schiffes, das ebenso japanische Arbeitsmigrantinnen und -migranten nach Hawaiâi transportierte wie es im russisch-japanischen Krieg (1904/5) als Torpedomutterschiff diente, lĂ€sst sich das vielschichtige Drama der japanischen Modernisierung erhellen.
Der Modernisierungs- und Industrialisierungsprozess steigerte den japanischen Rohstoff- und Devisenbedarf. Ganz im Stil des europĂ€ischen Imperialismus begann sich die neue Regionalmacht ökonomische Einflussgebiete im ostasiatischen Raum zu sichern. Im ersten japanisch-chinesischen Krieg (1894/95), eroberte Japan das heutige Taiwan sowie die Ryukyu-Inseln, die heute als Konfliktherd durch die Nachrichten geistern. Im russisch-japanischen Krieg (1904/5) eroberte Japan die SĂŒdspitze der Mandschurei und die koreanische Halbinsel. Dieser Sieg der Japaner ĂŒber die Russen wirkte damals als Fanal. Seit dem Mittelalter war es keiner nicht-westlichen Macht mehr gelungen eine westliche Armee zu schlagen.
Vom Ersten Weltkrieg profitierte Japan in seiner neuen Rolle als Exporteur von Munition und anderen Materialien. WĂ€hrend der Versailler Friedenskonferenz sass es neben den Vereinigten Staaten, Grossbritannien, Frankreich und Italien auf Seiten der SiegermĂ€chte, die fĂŒr die Nachkriegsordnung verantwortlich zeichneten. Tokyo, das nach einem verheerenden Erdbeben 1923 neu aufgebaut wurde, entwickelte sich zu einer dynamischen Weltmetropole, deren Einwohnerzahl von 3,7 Millionen (1920) auf 7,4 Millionen (1940) anwuchs (im Vergleich zĂ€hlten New York 6,9 Millionen [1930] und London 4,9 Millionen [1930]).
Die ressourcenreiche Mandschurei verleibte sich Japan in den 1930er Jahren ein, um von dort aus 1937 einen Krieg gegen China zu beginnen. Die imperialistische Ambition, die von der Phantasie einer âGrossostasiatischen WohlstandssphĂ€reâ unter japanischer FĂŒhrung geleitet war, setzte sich im Rahmen des Zweiten Weltkriegs fort und fĂŒhrt ĂŒber Pearl Harbor nach Hiroshima.
Betrachtet man heute die Kimonos aus dieser Epoche der Wandlungen und BrĂŒche, so paradieren Themen wie moderne Technik, militĂ€rische StĂ€rke, koloniale Expansion und hochindividueller, wiewohl selbstloser Heroismus. Dazu treten die Ăsthetik der modernen Grossstadt mit ihren Wolkenkratzern, BrĂŒcken, Autos und Eisenbahnen sowie die Bildsprache von Kino, Mode und Werbung. All diese doch recht disparaten Elemente werden konzeptuell und handwerklich virtuos verwoben; die Formen der omoshirogara sind vollkommen schlĂŒssig. Der SchlĂŒssel zu diesem Gelingen ist ein Abstraktionsvermögen, das den Westen seit den ersten Begegnungen mit japanischer Kultur fasziniert.
#2
Die Kimonos
Nagajuban (fĂŒr MĂ€nner) mit der Karte von Manchukuo, Seide (spĂ€te 1930er Jahre)
Flecken und mĂ€andernde Linien, die diese Flecken verbinden, zeichnen ein Bild der territorialen Expansion Japans. Die grauen und beigen FlĂ€chen im nördlichen Teil reprĂ€sentieren die drei chinesischen Provinzen Heilongjiang, Jilin und Liaoning, wĂ€hrend die koreanische Halbinsel, seit 1910 eine japanische Kolonie, in Rotbraun gehalten ist (die dezente Farbigkeit geht zurĂŒck auf die â48 Braun- und 100 Grautöneâ, die einst Sen no RikyĆ« [1522-91] im Sinne einer Konzentration auf das Wesentliche fĂŒr die japanische Teezeremonie propagiert hatte). Die mĂ€andernden Linien wiederum zeigen das Streckennetz der japanischen Eisenbahngesellschaft Mantetsu.
Die Mantetsu war ein entscheidender Akteur der japanischen Modernisierung. Auf ihren Schienenwegen, die in kĂŒrzester Zeit mit Hilfe zehntausender chinesischer Coolies gelegt wurden, ratterten Kohle, Stahl und Soja ins rohstoffarme Japan. Auf dem RĂŒckweg reisten japanische Arbeitsmigrantinnen und âmigranten nach Manchukuo. Diese verdingten sich in der Landwirtschaft, beim Minenabbau oder in Bordellen. In letzteren wurden rund 40.000 verarmte Landfrauen von einem staatlich organisierten ZuhĂ€lterring zur Prostitution gezwungen, um Devisen fĂŒr den japanischen Aussenhandel zu erwirtschaften.
Zeitungsausschnitte, die in der Mitte der Karte auftauchen, berichten von einem chinesischen Sprengstoffattentat auf die Eisenbahn. Dieser âMukden-Zwischenfallâ vom 18. September 1931 bildet einen entscheidenden Wendepunkt innerhalb der kolonialen Strategie Japans. Beruhte die Expansion bis dato auf wirtschaftlichen Motiven, so diente der Anschlag als Vorwand fĂŒr eine militĂ€rische Invasion, aus welcher der Marionettenstaat âManchukuoâ unter der Regentschaft des letzten chinesischen Kaisers Henri Pu Yi hervorging. Nach 1945 kam ans Licht, dass das Attentat von Offizieren der japanischen Kwangtung-Armee verĂŒbt worden war.
Haregi (fĂŒr Kinder), Seide (1940/41)
The design of this kimono captures the drama and sense of awe that would have been felt when watching a squadron of bombers fly across the sky as they carry out a mission.
The aircraft represented here is most likely the Mitsubishi G4M, a Type 1 aircraft that was the main two-engine, land-based bomber used by the Imperial Japanese Navy Air Service in World War II. The Japanese Navy pilots gave it the nickname of Hamaki (âCigarâ) due to its cylindrical shape; Allied troops called it âBettyâ. The G4M first flew in 1939 and was designed for long range, high-speed flights. Early models went action in 1940 and served in battles in Northern China. The plane was in full production by 1941 and played a prominent role in attacks on Allied shipping once World War II began. Nearly 2.500 units were produced between 1941 and 1944.
It is possible that this garment was used for a boyâs first shrine visit or other important ritual. It is made of high-quality textile and carries imagery that would have been auspicious meaning for a boy child, with the airplanes expressing a sense of power, modernity, commitment and determination, all desirable qualities for male children. The textile would have made an equally dramatic presentation as a manâs nagajuban.
Jacqueline M. Atkins for Galerie Ruf Beckenried
Haori (fĂŒr MĂ€nner), Seide (1932)
This kimono shows three soldiers who committed suicide by blowing themselves up with a bomb in 1932 (the „Three Brave Exploding Soldiers“ Bakudan sanyĆ«shi çćŒŸ äžć棫, also known as âThe Three Brave Human Bulletsâ Nikudan sanyĆ«shi èćŒŸäžć棫). The medal and certificate on this textile symbolize the honors that were posthumously awarded the three soldiers. The image depicts the three, holding the long bomb and preparing themselves for their fatal task; they are looking at the fence in front of them and the city of Shanghai in the distance.
During the Second Sino-Japanese war, theâš three soldiers Eshita Takeji æ±äžæŠäș,âšKitagawa Susumu ćć·äž, and Sakue Inosuke âšäœæ±äŒäčć© took a key part in the siege ofâš Shanghai. On February 22, 1932, the âšJapanese troops were held back, unable toâš press through the seemingly impenetrable âšfortifications of the defending Chinese. Atâš which point the three soldiers carried a long âštubular bomb through the non-manâs land âšand up to the enemy fortifications. The bomb then exploded, killing the soldiers and opening a hole in the Chinese defensive line. This apparently proved to be the turning point of the battle for Shanghai.
The Japanese government announced the death of the three and trumpeted their explosive heroism to the nation. But interestingly, publicly owned media did most of the actual work of publicizing the death of the three soldiers. First of all, two rival newspaper groups competed with each other in making this a major media event. The three soldiers were even given different names by the competing newspapers. The Osaka Mainichi Shinbun and the Tokyo Nichinichi Shinbun called them the „Three Brave Exploding Soldiers“ Bakudan sanyĆ«shi çćŒŸäžć棫, while the Asahi newspapers from Osaka and Tokyo called them the âThe Three Brave Human Bulletsâ Nikudan sanyĆ«shi èćŒŸäžć棫. Both of the newspaper groups commissioned songs on the topic and both gave prizes to their respective winners. The songs were enormously popular until the end of the war. They can be listened to here:
The Song of the Three Brave Exploding Soldiers
Bakudan sanyĆ«shi no uta çćŒŸäžć棫ăźæ
The Song of the Three Brave Human Bullets
Nikudan sanyĆ«shi no uta èćŒŸäžć棫ăźæ.
The story of the three soldiers became a sensation in other media and within weeks, no fewer than five movies appeared in Japanese cinemas. Two appeared on March 3, another on March 6, another on March 10 and March 17. In addition to a multitude of books on the three soldiers, a number of other commercial goods appeared in stores:âš the three soldiers now (posthumously) promoted their own candy, a hair conditioner, and a line of western-style clothing. And they of course also appeared on textile designs, as can be seen in the Ruf kimono. Their story and songs became a standard part of elementary school textbooks, at least until the end of the war. The theme also appeared in public places. An example is the bronze statue in a public park in Tokyo.
The musical notes on the top of the âšRuf textile are from one of the twoâš famous songs that were made in theâš days following their announced death in the newspapers. This particular version became the most famous and âšwas published and promoted by the Osaka Mainichi Newspaper in March of 1932. It was entitled „The Song of the Three Brave Exploding Soldiers“ Bakudan sanyĆ«shi no uta çćŒŸäžć棫ăźæ.
The song has ten verses, and the lyrics of the first four verses are written in the middle of the textile composition:
Verse One
ć»èĄéźăźæ”ăźéŁ
æăźćéăă§ă«æ»ă
æăăćăćŠæăź
äșćäșæ„ăźććäșæ
Verse Two
ćœä»€äžăæŁéąă«
éăæ©ć
”ăźçȘæè·Ż
ćŸ
ăĄăăăăăšć·„ć
”ăź
èȘ°ăćŸăăšăăčăă
Verse Three
äžă«ăéČăäžç”ăź
æ±äž ćć· äœæ±ăăĄ
ćăăćżăăăŠăă
æăăăšăăäžă€ăȘă
Verse Four
æçăäžă«æŽăăŻ
怩çéäžăźć€§ćŸĄçšćš
ćŸă«èČ ăăŻćœæ°ăź
æćżă«ä»Łăăăéăä»»
The lyrics were written by the famous composer Tekkan Yosano äžèŹééćčč (1873- 1935), who was also a professor of music at the KeiĆ University. The music was a joint composition by the military musicians Ćnuma Satoru 性æČŒćČ (1889-1944) and Tsuji Junji 蟻é æČ» (1882-1945).
To give an impression of the speed of reaction by the contemporary media, the competition for the best song to commemorate the three dead soldiers was announced by the two newspaper groups at the end of February 1932 and vinyl records of the two songs were already placed for sale in the record shops in April of the same year. The design on the Ruf textile should be seen in the contemporary contexts of this story â the story was everywhere and was actively supported in various media. It would have been seen, heard, and read everywhere. Viewers would have understood the design instantly and would perhaps have started humming the songs to themselves.
Prof. Dr. Hans Bjarne Thomsen
Kimono, Seide (1904/05)
The calligraphy in the design is by the famous Admiral TĆgĆ HeihachirĆ æ±é·ćčłć
«é (1848-1934). The words are his command to his fleet at the climatic naval Battle of Tsushima of the Russo-Japanese War on May 27th, 1905. His actual words were: „This single battle will determine the glory or destruction of our imperial nation. Every person must give his utmost effort!“ ăçćœèć»ćšæŻäžæŠććĄäžć±€ć„źć±ćȘćă.
The composition seems at first view to be composed of two disconnected images, with a mountain landscape at top and a naval battle at the bottom. But the composition is connected and refers back to TĆgĆ’s very words: the image shown at the top depicts the Shinto Shrine at Ise, the most sacred site of the Shinto religion and a place closely associated with the Imperial family and nation. The message is clear: that the naval battle below is for the „glory or destruction“ of the Imperial nation, here represented by the Ise Shrine in the upper panel.
In the effect, TĆgĆ was correct as the Japanese navy utterly destroyed the Russian navy in the battle and led to the end of the war. So the composition can be seen in these terms: that the naval victory of the bottom panel has led to glory of the Japanese nation, as represented by the upper panel.
The calligraphy is signed HeihachirĆ ćčłć
«é, the name of TĆgĆ with which he signed his calligraphies, which became highly treasured.
Prof. Dr. Hans Bjarne Thomsen
FĆ«zoku gahĆ ăéąšäżç»ć ±ăMagazin, 25. MĂ€rz 1895
Abbildungen, auf denen diese fĂŒr zeremonielle und reprĂ€sentative Zwecke geschaffenen Kimonos getragen werden, sind kaum zu finden. Eine der wenigen Darstellungen findet sich in einem Magazin aus dem Jahr 1895, auf der eine Szene vor einem SpielwarengeschĂ€ft abgebildet ist. Prof. Dr. Hans Bjarne Thomsen ĂŒbersetzt einen Teil der Bildunterschrift:
âIn the image, a design from the war with China can be seen on the under-kimono (juban) worn by the customer in front of the shop, a person who has returned from cherry blossom viewing. The ground color of the design is red and includes features like [kabuki] actor portraits. Another example can be seen in the outer kimono of the beautiful woman with the design of sparrows and bamboo.
Both [of these designs] are available at the Daimaruya. Well-cultivated people with refined tastes should take notice [of our shop] when looking for objects reflecting current, popular themes.â
Das erwĂ€hnte GeschĂ€ft, Daimaruya, wurde spĂ€ter zum Daimaru Kaufhaus, das bis heute als eines der groĂen japanischen KaufhĂ€user besteht. Das GeschĂ€ft wurde ursprĂŒnglich im frĂŒhen 18. Jahrhundert eröffnet.
#3
Die Filme
In der Ausstellung wurden neben den Kimonos drei Spielfilme aus den Jahren 1936 bis 1944 gezeigt, die ihren Beitrag zur Erziehung der japanischen Ăffentlichkeit zu einer modernen Gesellschaft mit kriegerischen Ambitionen leisteten â ein Prozess, der durchaus nicht immer konfliktfrei verlief.
Akira Kurosawa, Ichiban utsukushiku [Am allerschönsten], 1944, 83 Minuten
In den letzten Kriegsjahren wurden Frauen als freiwillige Helferinnen fĂŒr die Kriegswirtschaft angeworben. Ein Idealbild dieses Notstands zeichnet Kurosawa in diesem Propagandafilm. Trotz Krankheit, Erschöpfung und persönlicher SchicksalsschlĂ€ge insistieren die jungen Frauen darauf, den Krieg mit ihrer Arbeitskraft zu unterstĂŒtzen.
Der halbdokumentarische Film wurde in der Nippon Kogatura Fabrik in Hiratsuka gedreht. WĂ€hrend der gesamten Drehzeit arbeiteten und lebten die Schauspielerinnen wie die Fabrikarbeiterinnen, die sie verkörperten. Neben gemeinsamer Ăbungen und paramilitĂ€rischen Paraden gehörte dazu auch das Tragen der fujin hyĆjunfuku, einer schlichten Ziviluniform im westlichen Stil, die angesichts der Textilknappheit 1943 als offizielle Kriegsbekleidung fĂŒr Frauen eingefĂŒhrt wurde.
Geijitsu Eigasha, MomotarĆ no Umiwashi [MomotarĆ's Seeadler], 1943, 37 Min.
MomotarĆ’s Seeadler ist ein japanischer Propaganda-Anime, der Anfang 1943 der Ăffentlichkeit vorgestellt wurde. Der Film, dessen Protagonist aus der japanischen PopulĂ€rmythologie bekannt ist, richtete sich an Kinder. Er zeigt den menschlichen MomotarĆ, der mit einer Armee von Tieren den Angriff auf die amerikanische Marinebasis Pearl Harbor nachspielt.
Kenji Mizoguchi, Osaka Elegy (1936), 71 Min.
Das japanische Frauenbild scheint sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts stark verĂ€ndert zu haben. Gerade die jungen, unverheirateten Frauen der urbanen Arbeiter- und Angestelltenklasse kultivierten den Lifestyle des âmogaâ (abgeleitet von modan gÄru oder âmodern girlâ). Ein typisches âmogaâ ging arbeiten, schnitt sich die Haare zum Bob, trug westliche Kleider, rauchte Zigaretten, trank Alkohol und amĂŒsierte sich nach der Arbeit in Bars und Kinos.
Wie Mizoguchi in vielen seiner Filme aufdeckt, hat dieser oberflĂ€chliche Wandel die tieferliegenden patriarchalen Strukturen keineswegs aufgebrochen. Osaka Elegy handelt vom Schicksal des âmogasâ Ayako, das sich auf die Avancen ihres Chefs Mr. Asai einlĂ€sst, um die Schulden des Vaters und die Ausbildung des Bruders bezahlen zu können. Wie eine Geisha lĂ€sst sich Ayako fortan von Mr. Asai aushalten, der ihr nicht nur das nötige Geld fĂŒr ihre Familie zur VerfĂŒgung stellt, sondern auch eine moderne Wohnung und neue Kimonos finanziert. Als Asais Frau hinter dieses Arrangement kommt, sucht sich Ayako, mittlerweile komplett im westlichen Stil gekleidet, einen neuen âPatronâ. Diese Liaison verlĂ€uft weniger glimpflich: Als Ayako genĂŒgend Geld beisammen hat und ihn verlassen will, zeigt er sie bei der Polizei an. Doch nicht nur das. Ihre Familie, die von den Einnahmen aus dem ProstitutionsgeschĂ€ft profitiert hat, will mit dem âgefallenen MĂ€dchenâ nichts mehr zu tun haben.
#4
The model of the Yamashiro-maru and Omi-maru
von Prof. Dr. Martin Dusinberre
The transformed world of 1900 would have been unimaginable to anyone born in 1800. The model you see embodied this new world: the Yamashiro-maru and Omi-maru were steamships, and thus represented the communication and transportation revolutions of the mid-late nineteenth century; and they were owned by a Japanese company.
Japan represented the transformations in world power that occurred in the nineteenth century. Until 1853, foreign access to Japan was limited to one international port, Nagasaki, and trade was limited to Dutch and Chinese merchants. Although Japanese political elites had some knowledge of world affairs in the mid-nineteenth century, especially the defeat of the once-mighty Qing Empire to Britain in the First Opium War (1839-1842), the arrival of an American naval squadron in 1853 was a profound shock. Two of the American ships were steam-powered, their engines belching black smoke and their paddle-wheels grinding through the water. They came to be known in Japanese history as the âblack shipsâ, a phrase that encapsulated Japanâs extraordinary political, socioeconomic and cultural revolutions in the decades after 1853.
Yet only three decades later, Japan had its own âblack shipsâ: the Yamashiro-maru and the Omi-maru. Both ships were built in Newcastle upon Tyne by Armstrong & Mitchell, one of the worldâs most famous companies. Both were part of an order of sixteen new British steamships that Japan made in 1883-4 to build up the countryâs merchant marine fleet (the suffix maru is given to non-military ships in Japan). At the same time, the Japanese navy placed orders for several new battleships to be built in British shipyards.
The Yamashiro-maru, the first and biggest of this new fleet, was for many years one of the most famous steamships of the Japanese merchant marine. âYamashiroâ was the ancient province that included Kyoto, the imperial capital of Japan until 1868. In addition to sailing its regular line between Kobe and the new port of Yokohama, the Yamashiro-maru sailed to Hawaiâi on twelve occasions in the late-1880s and early 1890s; it was converted into a torpedo-carrier during Japanâs victory over Qing China in the war of 1894-95; it opened the new line from Yokohama to Melbourne in 1896; it served several routes in East Asia around 1900; and it was converted into a hospital ship during Japanâs victory over Russia in the war of 1904-05. The Omi-maru had a similarly diverse career.
In all these ways, the Yamashiro-maru and the Omi-maru exemplified Japanâs new engagement with the world in the late-nineteenth century, and Japanâs own emergence as an imperial power. The ships represented what contemporaries called Japanâs âprogressâ on its journey towards âcivilizationâ. But there are other journeys that can be told through the history of the Yamashiro-maru, such as the lives of thousands of poor Japanese labourers who emigrated to Hawaiâi in the 1880s and 1890s. Their voices are mostly silent, but their histories complicate the linear narrative of Japanese âprogressâ.
To recover these stories, to consider the transformation of the nineteenth-century world through material objects such as this model ship, to write world history from the sea and not just the land, to write non-linear narratives: these are challenges for the Jacobs Museum and for the new Chair of Global History at the University of Zurich. The presence of the Yamashiro-maru in the Jacobs Museum until 2018 reminds us of these challenges, and of the extraordinary technological and political transformations that continue to characterise our world today.