Vortrag

Die Migration der Form

Von Roger M. Buergel
1.9.2015 | Johann Jacobs Museum

Gewisse Dinge lassen sich als Prismen betrachten, in denen sich die Welt im Spiel ihrer globalen Brechungen zeigt. Persische Keramik aus dem 17. Jahrhundert beispielsweise, die chinesisches Porzellan imitiert. Oder „Schwarze Madonnen“, die im Gefolge eines polnischen Söldnerheeres Ende des 18. Jahrhunderts nach Haiti gelangt sind.

Solche Dinge verlangen eine eigene Art der Betrachtung, die weniger ihre Abgeschlossenheit betont als ihren konstellativen Charakter: sie sind Teile eines historischen und politischen Beziehungsgeflechts. Dieses Beziehungsgeflecht — ein Tableau aus Kolonialkriegen, orientalischen Phantasien, genuiner Liebe zu Sonderbarkeiten und Handelsmonopolen — harrt seiner Aufarbeitung.