Das Museum


Das Jacobs Haus

Die Villa Ernst wurde 1913 vom Architekten Otto Honegger fĂŒr den Ingenieur, Unternehmer und Politiker Fritz Ernst-Curty erbaut. Dieser hatte seinen Reichtum mit der modernen Hygiene verdient, genauer gesagt mit einem patentierten System fĂŒr wasserlose Pissoirs. Das Haus und seine exklusive Lage bezeugen ein grosses ReprĂ€sentationsbedĂŒrfnis: Der reprĂ€sentative Rokokostil erinnerte an die eleganten LandhĂ€user nach französischem Vorbild – ein Anblick, der in ZĂŒrich eher fremd wirkte.

Die innere Ausstattung folgte dann auch nur beschrĂ€nkt seiner Ă€usseren Erscheinung: Der zentral gelegene, dunkel vertĂ€felte ReprĂ€sentationsraum Ă€hnelte eher der Halle eines englischen Landhauses als einem eleganten Salon und der mĂ€chtige, an der LĂ€ngsseite gelegene Kamin hĂ€tte auch in ein schottisches Castle gepasst, jedenfalls besser als zu den beiden fein profilierten, dunkel gefassten SĂ€ulchen. ErgĂ€nzt wurde dieser reprĂ€sentative Bereich durch einen Raum mit Trinkstube, Kegelbahn und Schiessbude im Keller, der mit „neckischen Malereien“ von Walter Naef-Bouvin geschmĂŒckt war. Insgesamt zeigte sich die Villa Ernst also als eine recht kuriose Komposition unterschiedlichster stilistischer Elemente.

Von dieser Eigenart des Hauses war allerdings kaum noch etwas zu spĂŒren, als Miller & Marant 2011 ihre Arbeit aufgenommen haben. In den frĂŒhen 1980er Jahren, mit dem Umbau der Villa zum Jacobs Suchard Museum, erhielten die RĂ€ume ein vereinheitlichende Neufassung. Das WiderstĂ€ndige und SchrĂ€ge der Villa wurde dabei zugunsten einer etwas biederen Eleganz ausgetrieben. Grosse Teile der originalen Ausstattung gingen dabei verloren, so der Kamin in der Halle, die Marmorverkleidung des EntrĂ©es und die Ausstattung des Untergeschosses. Miller & Marant gestalteten deshalb eine neue, dritte Fassung der RĂ€ume, bei der sie geschickt Bestandteile der beiden Ă€lteren integrierten, sie neu interpretierten und mit eigenen Elementen kombinierten. Ihr wichtigster Eingriff bestand darin, eine neue Treppe im Eingangsbereich zu installieren.

Die alte Treppe, die im Gegensatz zur neuen offenen Anlage sichtbar nur das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss miteinander verbunden hatte, wurde entfernt. Dadurch verĂ€nderte sich der Charakter der einstigen Halle: Ein neuer Kamin an der Stirnseite betont nun die LĂ€ngsachse und bildet einen Gegenpol zu der in den Garten ragenden Exedra. So wird der Raum heute als ein einziger, in drei Bereiche gegliederte Zentralraum wahrgenommen. Die Wandgestaltung mit einem umlaufenden, blau grundierten Fries ĂŒber weissem HolztrĂ€ger unterstreicht diese Einheit zusĂ€tzlich.

Heute ist das Haus der Sitz der Jacobs Foundation und des Johann Jacobs Museums.

 

Der Fries

Um die 2013 neu gestaltete Halle im Jacobs Haus zieht sich ein Fries, bestĂŒckt mit Objekten aus der Sammlung von Klaus J. Jacobs. Diese Objekte, die vom anmutigen Thonetstuhl bis zum vulgĂ€ren Melitta-Filter reichen, legen Zeugnis ab von der Vorgeschichte des Museums, das sich lange Jahre der europĂ€ischen Kulturgeschichte des Kaffees gewidmet hatte. Einige der Objekte allerdings fĂŒgen sich nahtlos in das aktuelle Programm des Museums ein: die chinesische Kaffeekanne von 1700 beispielsweise, die im Dienst hollĂ€ndischer HĂ€ndler fĂŒr den europĂ€ischen Markt gefertigt wurde, oder das SĂšvres-Porzellan (um 1750), das mit indischen Textilmustern dekoriert ist. Manch einer reibt sich die Augen ob der wilden HĂ€ngung solch kostbarer StĂŒcke. TatsĂ€chlich steht unser Museum mit (fast) allen Formen von Ordnung auf Kriegsfuss, und orientiert sich stattdessen an Alice in Wonderland, Lina Bo Bardis Glashaus oder dem eigenwilligen Charme von Sir John Soanes Privatmuseum.

 

Das Seefeld


Dem Quartier Seefeld ist zunĂ€chst wenig MondĂ€nes abzugewinnen. Die meisten MietshĂ€user und BĂŒrogebĂ€ude wirken behĂ€big, wie so vieles in der Stadt, die zwar eine Metropole sein will, aber eben doch nur eine kleine. Doch der erste Eindruck tĂ€uscht: Das Quartier ist nicht so provinziell, wie man zunĂ€chst meinen könnte. Schon seit seinen AnfĂ€ngen im 19. Jahrhundert prĂ€gen globale Verbindungen seine Entwicklung.

 

Der Garten


Die moderne europĂ€ische Gartenkunst ist noch stĂ€rker als alle anderen KĂŒnste vom Prozess der Globalisierung beeinflusst. Viele der Blumen, StrĂ€ucher und BĂ€ume, die in den europĂ€ischen GĂ€rten zum Einsatz kommen, haben eine lange (koloniale) Geschichte. Auch der neuangelegte Garten des Jacobs Hauses wĂ€re ohne das sich ĂŒber ein halbes Jahrtausend erstreckende globale Netzwerk von Pflanzenexporten und –importen und das daran geknĂŒpfte botanische und Ă€sthetische Wissen nicht vorstellbar: Neben dem chinesischen Blauregen finden sich hier der gelbe Sonnenhut aus Nordamerika, der sĂŒd- und ostafrikanische Storchenschnabel und die Steppenlilie aus dem Himalaya.

 

Text von Roger M. Buergel
Zeichnungen von Zeuler R. Lima