Forschungsfeld

Ein Museum der Gegenwart

Das Gros der westlichen Museen untersteht dem Narrativ des 19. Jahrhunderts. Diesem zufolge lässt sich die Welt in Nationen, Kulturen und Epochen einteilen, von denen einige als „fortschrittlich“ und „modern“ eingestuft werden, während andere als „rückständig“ und „vormodern“ gelten. Die Unwahrheit dieses Narrativs hat sich auf gesellschaftlicher und politischer Ebene längst gezeigt: Unsere globale Gegenwart besteht aus komplexen, jahrhundertealten Verflechtungen, die quer zu diesen Einteilungen verlaufen. Der europäische Modernisierungsprozess samt seiner hehren emanzipatorischen Ideale lässt sich beispielsweise nicht unabhängig von imperialistischer Expansion sowie der kolonialen Auslagerung von Ausbeutungsverhältnissen betrachten. Beide Prozesse verlaufen zeitgleich. Ein Museum der Gegenwart hat sich diese Komplexität sowohl epistemologisch als auch ästhetisch zu stellen.